Interview mit Wolfgang Schicketanz, dem Deutschen Meister der 144er Runde



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Holger: Am 20./21. August 2022 fanden die Deutschen Meisterschaften des DBSV in der 144er Runde in Hamm statt. Wie war Eure Anreise?

Wolfgang: Da Monika und ich zum ersten mal in Hamm (NRW) einen Wettkampf bestritten, reisten wir bereits am 18.8.2022 an. Die Zeit vor einem Wettkampf nutzen wir gerne um die Lage zu peilen wie z.B., aus welcher Richtung scheint die Sonne, ist mit Wind zu rechnen und ganz wichtig, wo ist das “ stille Örtchen“.
Als das alles geklärt war verabredeten wir uns mit unserem Vereinskameraden Christian zum Abendessen. Dort trafen wir auch auf Bogenschützen aus anderen Vereinen.

Holger: Und wie lief der Wettkampf dann ab? Bei der 144er Runde wird ja auf unterschiedliche Entfernungen geschossen, oder?

Wolfgang: Am ersten Wettkampftag waren die weiten Entfernungen dran. Für mich waren das die 70m und 60m, für Monika die 60m und 50m. Christian hatte Pech und musste bereits beim Einschießen den Wettkampf abbrechen und konnte daher nicht an der DM teilnehmen. Wir waren alle sehr traurig darüber.

Für mich liefen die beiden Runden mit je 36 Pfeilen äußerst zufriedenstellend. Ich schoss auf dem Niveau meiner Saisonbestleistungen und belegte nach dem ersten Tag Platz 1 mit stolzen 12 Ringen Vorsprung.

Holger: Wow, das ist ja ein beachtlicher Vorsprung. Und wie erging es Monika?

Wolfgang: Bei Monika lief es dagegen gar nicht gut. Sie war am verzweifeln und spielte schon mit dem Gedanken aufzugeben. Eine Mitschützin auf ihrer Scheibe konnte ihr jedoch einige sehr positive Aspekte ihrer Anwesenheit vor Augen führen und ihr Mut machen am nächsten Tag wieder dabei zu sein. So war es dann auch.

Holger: Da nennst Du ja zwei wichtige Punkte beim Bogenschießen: die mentale Verfassung und vor allem auch die Unterstützung und dem Beistand, den man von anderen Schutzinnen und Schützen erhält. Wie lief dann Euer zweiter Wettkampftag?

Wolfgang Am zweiten Tag schossen wir dann auf die kürzeren Entfernungen. Für mich waren das dann die 50m und 30m, für Monika die 40m und 30m. Die 50m-Entferung war noch nie meine Lieblingsentfernung. Und das änderte sich auch an diesem Tag nicht. Ich mühte mich redlich ab um ein halbwegs vorzeigbares Ergebnis zu erreichen. Am Ende dieser Rund war ich sehr unzufrieden und war mir eigentlich sicher das ich es „verka…“ habe.

Um mental einigermaßen stabil zu bleiben schaue ich mir die Ergebnisse meiner Konkurrenten während eines Wettkampfes nie an. Daher wusste ich auch nicht, dass mein Verfolger meine 12 Punkte Vorsprung aufgeholt hatte und wir vor der letzten Entfernung ringgleich waren. Da ich das alles nicht wusste und nach wie vor der Meinung war aufgrund meines schlechten 50m Ergebnisses irgendwo auf Platz 5 oder noch weiter hinten zu liegen, bin ich die letzte Entfernung mit der Einstellung „ist eh gelaufen, alles egal“ angegangen.

Merkwürdigerweise schieße ich mit einer solchen Einstellung in der Regel ganz ordentlich – es geht ja um nichts mehr. Meine Freude war auch groß als am Ende für die 30m Entfernung für mich eine neue Saisonbestleistung heraus kam. Ich rechnete damit, dass ich so ein oder zweit Plätzchen gut machen konnte. Mich traf jedoch der Schlag als mein Verfolger mich nach dem letzten Pfeil nach meinem Ergebnis fragte und mir gratulierte. Ich habe die DM mit einem Ring Vorsprung gewonnen.

Holger: Herzlichen Glückwunsch, auch im Namen aller Vereinskolleginnen und -kollegen.

Wolfgang Für Monika lief der zweite Tag besser. Auf den 40m war sie so gut wie seit einigen Jahren nicht mehr. Sie grinste wie ein Honigkuchenpferdchen. In die 30m startete sie auch mit einem guten Gefühl. Leider brachte eine unnötig dumme Bemerkung einer Schützin sie so aus dem Konzept, dass ab Mitte dieser Runde bei ihr fast gar nichts mehr lief. Verständlicherweise war sie von sich am Ende sehr enttäuscht.

Ihre Enttäuschung hielt aber nicht lange an als ich ihr von meinem ersten Deutschen Meistertitel in einer Freiluftsaison berichtete. Gemeinsam feierten wir dann ordentlich meinen Erfolg und ihre vielen positiven Erfahrungen bei dieser DM.

Holger: Das war dann ein schöner Abschluß für das anstrengende Wochenende. Ich wünsche Euch allen auch für die nächste Saison „Alle ins Gold“ und bedanke mich für diesen Einblick in Euer Meisterschafts-Wochenende.